Samstag, 20. Mai 2017

Stadtführung mit Erdmännchen

Moin ihr Lieben,

heute erzähle ich euch mal von einer vielleicht etwas verrückten Aktion.
Neben lesen, fotografieren und bloggen gehört ja auch häkeln zu meinen Hobbies. Daher bin ich bei facebook auch in mehreren Häkelgruppen. Dort findet man immer wieder neue Ideen und bekommt Ratschläge bei Problemen. Und manchmal kommen dort auch Aktionen zustande. Wie die von Jenny. Sie hatte die Idee, ein von ihr gehäkeltes Erdmännchen - Enno - auf Deutschlandreise zu schicken und suchte nun "Gasteltern" für den kleinen Mann.



Dazu hat sie dann selber auch eine Facebook-Gruppe gegründet. Diese findet ihr HIER.
Jeder, der wollte, konnte sich bis zu einem bestimmten Zeitpunkt bei ihr melden und so hat sie dann eine Reiseroute für Enno erstellt. Ziel ist es, dass das Erdmännchen möglichst viele Orte in Deutschland kennen lernt, man ihm Sehenswürdigkeiten etc zeigt und in sein Reisetagebuch schreibt. Bis Weihnachten soll Enno wieder zurück bei Jenny sein.
Klar, dass ich da auch mitmachen wollte. Und so habe ich mich bei Jenny gemeldet und sie hat mich mit auf die Liste geschrieben.
Das tolle: man muss seine Adresse nicht groß weitergeben. Lediglich derjenige, der einem das Erdmännchen weiterschickt, erfährt diese. Außerdem derjenige, bei dem das Paket mit Enno dann ankommt.
Nachdem Enno seit Februar eher im Osten und im Nordosten unterwegs war (mit einem kurzen Abstecher nach Quatar), kam er dann Anfang Mai bei mir an und durfte ein paar Tage bleiben.

Und so habe ich mich dann mit Erdmännchen und Kamera bewaffnet und Enno, sowie allen "Reisebegleitern" in der Gruppe das schöne Städtchen Norden gezeigt.


Zunächst aber bot es sich an Ennos Ankunftstag an, mit ihm nach Norddeich zu radeln, um uns den Sonnenuntergang anzuschauen. Und der war wirklich gewaltig schön!



Wie ich da so im Watt kniete und ein Häkeltier fotografierte, zog schon so einige irritierte Blicke an, aber das war mir egal. Sollten die doch gucken :D



 Ich konnte mich nicht entscheiden, welches der Bilder ich nun einstellen will ;)


Anschließend bin ich mit dem kleinen Kerl noch zum Hafen gegangen und habe ihm die Fähren und Yachten gezeigt.


 

Die zwei Tage drauf waren eher unspektakulär. Ich musste arbeiten und habe das Erdmännchen nur einmal mit in den Laden genommen.


Am Wochenende war dann aber wieder mehr Zeit. Und so habe ich dann mit Enno eine kleine Stadtführung veranstaltet. Das Wetter war leider nicht so berauschend, daher ist die Führung kürzer ausgefallen, als ich wollte. Aber ich kopiere euch meine Texte einfach mal hier rein. Vielleicht könnt ihr ja auch noch etwas über Norden lernen:

Unsere Stadtführung begann bei den Norder Zwillingsmühlen. Bekannt sind ja eher die Greetsieler Zwillingsmühlen - vor allem, nachdem im Jahr 2013 eine der beiden Mühlen schwer beschädigt wurde. Seit dem letzten Sommer ist die Greetsieler Mühle aber wieder vollständig.
Aber wie gesagt, auch Norden hat Zwillingsmühlen. Die Frisia-Mühle beim Einkaufszentrum Norder Tor und die Deichmühle gegenüber. Die Frisia-Mühle ist die jüngere der beiden. Sie steht dort seit etwa 1700 dort an ihrer Stelle.


Die Deichmühle gibt es auch seit dem 16. Jahrhundert. Allerdings soll an der selben stelle bereits seit dem 13. Jahrhundert eine Bockwindmühle gestanden haben, die allerdings zerstört wurde.
Doch so, wie sie jetzt dort steht, gibt es sie erst seit dem Jahr 1900. Dort wurde sie nämlich vom der Familie Meyer gekauft, abgerissen und so, wie sie jetzt dort steht, wieder aufgebaut. Bis heute hat sie weitere Male den Besitzer gewechselt. Seit 1974 ist sie aber im Besitz der Familie Wagner und ist auch wieder voll funktionstüchtig. Sie beherbergt inzwischen eine ganze Reihe historischer Müllermaschinen.


Gegenüber des Norder Tors und der Frisiamühle findet sich kurz vor der Brücke über das Norder Tief übrigens eine riesige Flasche Doornkaat. Doornkaat ist ein dreifach gebrannter Korn, der seit 1806 in Norden gebrannt wurde. Inzwischen ist der Korn deutschlandweit bekannt.


Nicht zuletzt auch durch Hape Kerkelings Figur Horst Schlämmer, der sich gerne mal vor laufender Kamera einen Doornkaat genehmigte. Nachdem das Unternehmen allerdings in den 1970er und 1980er Jahren immer weiter in eine wirtschaftliche Schieflage geriet, wurde Doornkaat 1992 an Berentzen verkauft, die den Korn heute auch weiterhin produzieren.

 Die diversen Unterführungen der Doornkaatstraße führen unter der Fabrik durch

Das alte Brauereigelände liegt seitdem brach und es ist inzwischen auch größtenteils verboten, das Gelände zu betreten, da die Verletzungsgefahr einfach zu hoch ist. Seit einiger Zeit wird in der Stadt wieder heiß diskutiert, was denn nun mit diesem Gelände geschehen soll. Ideen sind viele da, aber so ganz einfach ist es nicht, da das Gelände bzw. die Gebäude zum Teil unter Denkmalschutz stehen.

Nach dem Besuch bei den Mühlen und der Doornkaatflasche waren wir am Norder Hafen.
Früher, als es den Hafen in Norddeich noch nicht gab und auch die Stadt und Wassergrenzen anders verteilt waren, war der Norder Hafen für Norden und umzu wirtschaftlich unheimlich wichtig.
Unter anderem wurde hier mit Brenntorf gehandelt.







Mit den Jahren geriet der Norder Hafen aber immer mehr in den Hintergrund und der Norddeicher Hafen rückte mehr in den Mittelpunkt für Wirtschaft und natürlich auch den Tourismus.
Heute liegen hier vor allem kleine private Boote vor Anker. Direkt am Hafen befindet sich das alte Zollhaus. Ein wunderschönes Gebäude, welches in den letzten Jahren immer wieder renoviert und restauriert wurde. Inzwischen befindet sich im alten Zollhaus ein Italiener und zudem mehrere Privatwohnungen.
Auf dem weiteren Weg unserer Stadtführung kamen wir dann noch am Packhaus vorbei. In diesem Gebäude stellen immer wieder Künstler von fern und nah ihre Werke aus.


Kommen wir nun zum letzten und ausführlichsten Teil der Stadtführung.
Dem Norder Marktplatz. Dieser ist einer der ältesten (und schönsten) baumbestandene Marktplatz Deutschlands. Eingerahmt wird er von vielen historischen Gebäuden.
Das größte hierbei ist natürlich die Ludgerikirche Norden.
Sie ist die größte Kirche Ostfrieslands.






Ihr Bau begann im Jahre 1235 und wurde endgültig im Jahre 1452 beendet. Die Gesamtlänge der Kirche beträgt ganze 80 Meter.
Innen findet man seit 1692 die zweitgrößte erhaltene Arp-Schnitger-Orgel und einige weitere kultur- und kunsthistorische Schätze.
Typisch für Ostfriesland ist übrigens, dass der Glockenturm der Kirchen neben dem Kirchengebäude steht. So ist es hier bei der Ludgerikirche ebenfalls.



Gegenüber der Ludgerikirche befindet sich das (neue) Rathaus mit seinem romantischen Balkon.




Links neben dem Rathaus stehen die Dree Süsters - die drei Schwestern - welches aus drei Backsteinbauten der Renaissance besteht.



Noch zwei Häuser weiter links befindet sich die Norder Polizeistation (ohne Foto), die viele vielleicht aus den Ostfrieslandkrimis von Klaus-Peter Wolf kennen. Diese Krimis spielen nämlich hier in Norden. An Originalschauplätzen. Da, wo wir also heute langgegangen sind, sind die Kommissare, aber auch die Mörder aus den Bücher von Klaus-Peter Wolf schon einige Male ebenfalls entlanggegangen.

 Vorne links die Polizei und geradeaus die Stadtbibliothek.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich das Vossenhus. Ein Haus mit einer langen Geschichte, welches auch schon für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt wurde. Wann genau das Vossenhus gebaut wurde, ist nicht belegt. Die frühste Urkunde stammt aber aus dem Jahre 1606.
Zwischen 1781 bis vermutlich 1871 war in dem Haus ein Gasthof. Aus dieser Zeit stammt auch die Steintafel, die die Front des Vossenhus schmückt.




Bis 1934 befand sich im Gebäude dann eine Schokoladen-, Marzipan- und Bonbonfabrik.
Bis 1972 wurde es dann zum Sitz einer Landhandelsfirma.
Und eigentlich sollte es dieses Gebäude heute gar nicht mehr geben, denn ihm drohte der Abriss. Nur durch eine Initiative Freiwilliger konnte das Vossenhus gerettet und später auch restauriert werden, sodass dann letztendlich 1983 dort die Stadtbibliothek einziehen konnte, die dort bis heute drin ist.
 
Nun und gaaaaanz am Ende des Marktplatzes befindet sich unter anderem auch das Teemuseum. In Ostfriesland hat der Tee einen unheimlich hohen Stellenwert. Es gibt eine ganze Teekultur, ähnlich wie in Japan. Jeder Ostfriese trinkt im Durchschnitt jährlich etwa 300 Liter Tee. 12x mehr als jeder andere Deutsche.
Es gibt auch eine Zeremonie in der der Tee getrunken wird. Der Tee wird in der Regel in kleinen, zarten Teetassen serviert. Zwar wird auch ein Teelöffel beigelegt, aber dieser sollte keinesfalls zum umrühren genutzt werden. Er ist dazu da, dem Gastgeber zu signalisieren, dass man nun keinen Tee mehr nachgeschenkt bekommen möchte. Dies aber dann auch erst nach der dritten Tasse. Vorher gibt es als unhöflich.
 
 
Bevor der Tee eingeschüttet wird, legt man ein Kluntje - ein großes Stück Kandiszucker - in die Tasse. Wird der heiße Tee daraufgeschüttet, knackt der Kluntje. Ein Geräusch, was die Ostfriesen lieben. Anschließend wird gegen den Uhrzeigersinn Sahne - das Wulkje - dazugegeben. Diese steigt von unten auf und es sieht aus, als hätte man eine Wolke in der Tasse.
Im Teemuseum befand sich früher übrigens das alte Rathaus.
So, das war also unsere Stadtführung durch Norden. Es hätte noch sooooo viel mehr zu sehen gegeben, aber dazu war das Wetter einfach zu unbeständig und die Zeit zu kurz.

Tja, und dann musste Enno auch schon wieder weiterreisen. Von Norden ging es in die Mitte Deutschlands. Wer seine Reise weiter verfolgen will, der ist in der Gruppe ganz herzlich Willkommen.
Ich find die Idee und auch die Umsetzung echt spannend. Man lernt Orte kennen, von denen man zuvor noch  nie etwas gehört hat oder wo man immer schonmal hin wollte.

Das witzigste an der ganzen Sache: ich bin ja schon lange auf der Suche nach einer Figur, mit der ich mal ein Fotoprojekt machen kann. Also genau sowas in der Art, wie jetzt mit Enno. Bisher hatte ich aber nie die richtige Idee, was für eine Figur es sein soll. Aber so langsam reift es in mir, dass ich mir die Figur ja auch selber häkeln kann.
Mal schauen, was es wird. Ihr werdet es ja dann sehen ;)

Nun aber erst einmal ein schönes Restwochenende an euch :)

Bis bald, ihr Lieben :)

Samstag, 13. Mai 2017

Frühlingserwachen am Schloss

Moin ihr Lieben,

hier kommt der zweite Teil des letzten Wochenendes. Nach der Wanderung auf Norderney am Samstag, ging die Action am Sonntag direkt weiter. Zwar konnte ich morgens ausschlafen, aber nachmittags ging es dann mit den Rädern zum Schlosspark Lütetsburg. 


Im Frühjahr soll dort die Rhododendronblüte besonders beeindruckend sein. Am vergangenen Wochenende waren die Rhododendren aber noch nicht ganz so weit. Dennoch ist der Park einfach wundervoll. Ich war zwar schon zweimal dort, aber da war es jedes Mal stockdunkel. Vielleicht erinnert ihr euch an meinen Bericht zur „Illumina“ im letzten Jahr? Wenn nicht, dann schaut nochmal HIER.

Nun war es also hell und der Park erstrahlte im wahrsten Sinne in einem ganz anderen Licht. Wunderschön!!!

Frisches Frühlingsgrün
Die ersten zarten Blüten
Der Schlosspark Lütetsburg gilt als der größte und schönste (private) Englische Landschaftsgarten Norddeutschlands.


Er erstreckt sich über eine Größe von 30 Hektar und man kann ihn auf Wanderwegen erkunden, die eine Gesamtlänge von mehreren Kilometern haben.
Fun fact: als der Park im 18. Jahrhundert angelegt wurde, haben die Arbeiter den Erdaushub für die Gräben und Seen auf einem großen Haufen aufgetürmt. Heute hat dieser ehemalige Erdhaufen einen Namen („Unico-Hügel“ - benannt nach dem Häuptling Unico Manninga) und zählt zu einer der höchsten Erhebungen Ostfrieslands ;) (wir sind da auch nur ganz knapp ohne Bergsteigerausrüstung hoch gekommen :P )


Zartes Erwachen
Auch den ein oder anderen berühmten Besucher hatte der Park bereits. Unter anderem Theodor Fontane, den der Park so beeindruckt hat, dass er ihm 1882 ein Gedicht widmete:

Lützburg
Ein uraltes Schloß am Meeresstrand;
Ein herrlicher Park im baumlosen Land;
Durch Dämme geschützt vor der stürmenden Flut,
Manch geräumiger Hof, manch reiches Gut.
Viel wogendes Korn und Vieh auf der Weide
Und mahlende Mühlen und schweigende Heide,
Viel Gottessegen! Wie seltenste Arten
Der Bäume gedeihn trotz des Nordwinds im Garten,
Wie die Rosen ums Schloß blühn wunderbar,
So blüht im Haus die Töchterschar,
Wie im Hofe entspringt ein klarer Quell,
In den Herzen sprudelt der Frohsinn hell,
Die Jüngsten umjubeln die alte Veste,
Die Großen empfangen im Saale die Gäste,
Neun Schwestern, von eigener Art eine jede,
Und doch so ähnlich in Antlitz und Rede;
Die Stirnen klar und hell die Blicke;
Und alle haben den Schalk im Genicke;
Selbständig jede und selbstlos zugleich,
Streng gegen sich, für die andern weich,
Wer jemals hier Gastfreundschaft genoß,
Der Geist spukt stets um das alte Schloß.

Ich kann Fontane verstehen. Hätte ich lyrisches Talent, hätte ich dem Park auch ein Gedicht geschrieben. So blieb es mir nur zu versuchen, die Schönheit der erwachenden Natur auf Fotos einzufangen. 


In ein oder spätestens 2 Wochen steht ein Besuch im Park wieder auf dem Plan. Dann blüht der Rhododendron hoffentlich und ich kann noch viel mehr Farben einfangen. Drückt mir die Daumen.

Ein Pfau begegnete uns auch. Der war total tiefenentspannt und hat die Sonne genau so wie wir genossen.
Also: falls es euch jetzt reizt, den Park zu besuchen, nachfolgend ein paar allgemeine Informationen.

Der Park hat von Mai bis September in der Zeit zwischen 8:00 und 21:00 Uhr geöffnet.
In der Zeit von Oktober bis April von 10:00 bis 17:00 Uhr.

Der Eintritt kostet 2,- €. Kinder bis 12 Jahre zahlen keinen Eintritt.

Weitere Informationen findet ihr HIER


So, und nun lasse ich euch noch ein wenig in den Frühlingsimpressionen schwelgen (ich hab einfach ZU viele Bilder gemacht) und wünsche euch noch ein wunderbares Wochenende!

Bis bald, ihr Lieben!






Mal kein Pfau ;)





Montag, 8. Mai 2017

Schiffswrack - Bis ganz ans Ende!

Moin ihr Lieben,

in der letzten Woche hatte ich Urlaub und dadurch Zeit für so einige Dinge.
Natürlich gab es auch einigen "Alltagskram" zu erledigen, aber nach dem Ausflug vom Montag habe ich mir am vergangenen Wochenende Zeit für tolle Ausflüge genommen.
Fangen wir in diesem Beitrag erst einmal am Samstag an.
Da habe ich nämlich einen Inseltag eingelegt. Eigentlich war das schon für Mittwoch geplant, aber da wollte das Wetter so gar nicht passen.
Am Samstag sollte es aber deutlich besser werden. Immerhin trocken und mit vereinzelten Sonnenstrahlen zwischendurch. Gut, der Blick aus dem Fenster sah dann morgens nicht so recht vertrauenerweckend aus, aber sämtliche Wetterapps und Wetterberichte versprachen, dass es trocken und heiter werden solle.

(wenn ihr die Bilder anklickt, werden sie noch ein wenig schärfer dargestellt)

Trocken ja, aber heiter sieht das ja nun wirklich nicht aus.
Nun gut, habe ich mir gedacht. Wenn es nicht regnet, reicht es mir schon für mein Vorhaben.
Ich wollte nämlich zum Ostende der Insel wandern. Dort liegt nämlich ein 40 Jahre altes Schiffswrack am Strand. Etwa 16km insgesamt hatte ich vor mir. Die ersten 8km sollte es am Strand entlang gehen und zurück dann durch die Dünen.
Ich hatte mir zuvor extra eine Karte gekauft, weil ich nicht wusste, wie gut der Wanderweg durch die Dünen ausgeschildert ist.

Norderney in Sicht. Na ja, zumindest ein bisschen...
Als ich in Norddeich dann am Hafen stand und auf die Fähre wartete, fiel mir dann ein, dass sich diese Karte noch immer bei mir auf dem Sofa befand. Da lag sie gut. Na schön, dann musste es halt ohne gehen.

Auf der Insel angekommen habe ich auch direkt den Bus gefunden, den ich mir ausgeguckt hatte und der mich zu meinem Ausgangspunkt - der Oase - bringen sollte.
An der Oase befindet sich unter anderem auch der FKK-Strand. War mir aber egal. Ich wollte ja nicht schwimmen, sondern wandern. Überall stand, bis zum Wrack würde man etwas mehr als 1 1/2 Stunden brauchen. 4 1/2 Stunden hatte ich Zeit, also habe ich es gemütlich angehen lassen.

Hin und wieder tuckerten die Krabbenfischer vor der Küste entlang
Zunächst hatte ich befürchtet, dass einige Leute auf die Idee kommen könnten, an diesem Tag zum Wrack zu wandern. Aber Pustekuchen. Kaum hatte ich die Badestrände hinter mir gelassen, war ich nahezu alleine. Ein paar hundert Meter vor mir waren andere Menschen. Hinter mir war irgendwann niemand mehr zu sehen.

Meine Weggefährten
Einfach herrlich. Genau das, was ich wollte. Nur das Meer, der Sand unter meinen Füßen und ich. Als einzige Geräusche waren nur die Möwen, Austernfischer und der Wind zu hören. Selbst mein Handy hatte ich die meiste Zeit über ausgeschaltet (hin und wieder musste es als Uhr herhalten, damit ich wusste, ob ich noch im Zeitplan war). Es war ein regelrecht meditatives Erlebnis. Hier und da habe ich mal ein Foto gemacht, aber hauptsächlich die Natur genossen.

Freiheit
Ich mag ja die Austerfischer mit ihren roten Beinen und Schnäbeln
Irgendwann riss auch die Wolkendecke auf und die Sonne blinzelte hervor. Trotzdem war ich froh, dass ich mich morgens für die Winterjacke entschieden hatte. Der Wind war eher frisch und die Sonne verschwand auch dann immer mal wieder.

Blauer Himmel. Und Menschen - aber ganz weit weg


    
Wellen im Sand
Während ich also so vor mich hinwanderte, zog sich das Wasser immer weiter zurück. Dadurch wurden zum einen einige wundervolle Muschelfelder freigelegt aber zum anderen auch eine recht große Sandbank. Das hat mich schon ziemlich fasziniert.

Muscheln über Muscheln. Mich für das Foto hinzuknien war wie... Akupunktur
Im Priel davor war kaum mehr Wasser und die "Klippe", die entstanden war, ging mir fast bis zur Brust. Ich habe versucht, das auf dem Foto festzuhalten, aber so ganz kann man die Proportionen nicht erkennen. Egal, ich hoffe, ihr wisst, was ich meine ;)

Die "Klippe"
Noch einer...
Irgendwann kam ich dann auch am Wrack an. Die 1 1/2 Stunden hatten jedoch nicht gestimmt. Entweder lag es daran, dass ich zum fotografieren so getrödelt hatte, oder es war mit dieser Zeitangabe immer nur der Weg vom Parkplatz Ostheller durch die Dünen gemeint. Ich weiss es nicht. Jedenfalls habe ich zum Wrack etwas über zwei Stunden gebraucht.



Übrigens ist das Gebiet dort ein reines Naturschutzgebiet. Wenn man also nicht - so wie ich - mit dem Bus kommt und dann an der Oase startet, sondern mit dem Auto oder Fahrrad kommt, kann man bis zum Parkplatz Ostheller fahren und muss dort dann alle Zwei- und Vierräder (Drei- und Einräder vermutlich auch) stehen lassen. Nur zu Fuß kann man das Ostende erreichen. Alles andere macht auch keinen Sinn, da der Dünenweg nicht befestigt ist. Aber dazu später mehr. Vom Parkplatz aus sind es dann etwa 6 km bis zum Wrack.


Nun aber zum Schiffswrack. Hierbei handelt es sich um den Muschelbagger "Capella" und die Geschichte dahinter ist folgende:
An Weihnachten 1967 lief auf der Othello-Plate ein Heringslogger auf Grund. Die Besatzung konnte gerettet werden, das Schiff jedoch trieb immer weiter auf die Sandbank ab. Im Januar 1968 sollte dann die "Capella" den Heringslogger bergen. Das ging jedoch gründlich schief und die ""Capella lief ebenfalls auf der Sandbank auf Grund. Als dann im März darauf mit Schleppern versucht wurde, beide Schiffe zu bergen, bekamen diese zwar den Heringslogger frei, die "Capella" saß allerdings zu fest, sodass man sie dort belassen hat. Und da liegt sie nun. Inzwischen ist sie im lockeren Sand weiter abgesackt und man sieht wirklich nicht mehr viel vom ehemaligen Muschelbagger.

Übrigens kann man vom Norderneyer Ostende fast nach Baltrum spucken. Nur etwas mehr als 1 km Luftlinie sind die beiden Inseln voneinander entfernt.

Das ist schon Baltrum
Auch eine große Seehundbank konnte ich entdecken. Für meine kleine Kamera waren die Seehunde aber doch etwas zu weit weg. Zumal man nicht bis an den Inselrand kommt, da auch dort Naturschutzgebiet ist. Das ist vermutlich auch besser so, sonst würden die Seehunde dort nicht mehr so entspannt liegen...

Hier habe ich den Zoom mal völlig ausgeschöpft ;)
Nachdem ich dann am Wrack also kurz verschnauft und ein paar Fotos gemacht hatte (all zu viele sind es nicht geworden, da hier plötzlich doch einige andere Menschen waren), habe ich mich dann auf den Rückweg durch die Dünen gemacht.


Der Wanderweg dort war doch recht gut markiert. Schnell war ich wieder komplett alleine mit mir und der Natur. Und in den Dünen war es dann auch wieder ein ganz anderes Erlebnis. Zum einen hatte sich die Sonne nun dazu entschlossen, nicht mehr nur ab und an ein paar Strahlen zu schicken, sondern kräftig vom Himmel zu strahlen.

Grüne und platte Landschaft. Im Hintergrund dann die Dünen.
Und da in den Dünen kaum Wind wehte, verfluchte ich meine Winterjacke dann doch recht schnell ;) Aber ganz ohne Jacke war es dann doch zu kalt. Wenigstens meines Schals und der Mütze konnte ich mich entledigen. Und während ich wieder so vor mich hinwanderte, hatte ich irgendwann das Gefühl, in einer ganz anderen Welt zu sein. Nichts als Sand, Gras und Dünen. Zeitweise war es ein bisschen wie in einer Sandwüste.

Wüste? Ne - Norderney!
Hier und da auch immer wieder Skelette oder Kadaver von Kaninchen und anderen Tieren. Das war schon etwas unheimlich. Den Dünenweg sollte man übrigens am besten bei Ebbe wählen. Denn bei etwas höherem Hochwasser als normal, kann der Weg auch mal sehr versumpft oder gar überflutet sein. Gerade erst im letzten Dezember musste ein Pärchen gerettet werden, weil es von der Flut überrascht wurde und ihnen durch die vollgelaufenen Priele der Rückweg versperrt war.

Besonders spannend fand ich unterwegs ja dieses Schild:


Irgendwo hatte ich gelesen, dass es aus den Dünen gegen Ende wieder die Möglichkeit gibt, an den Strand zu gelangen. Von weitem sah ich nur ein gelbes Schild und in einiger Entfernung auch Markierungen des Wanderweges.
Als ich aber las, was auf dem Schild steht und darüber nachdachte, dass ich ja ganz alleine bin und weit und breit auch niemand zu sehen war, habe ich es doch vorgezogen, meinen ursprünglichen Weg fortzusetzen... Treibsand. Damit hätte ich ja nun nicht gerechnet.

Nur Baumskelette
Ach ja, nicht nur Möwen und Austernfischer kreuzten meinen Weh. Auch dieser Gänsefamilie begegnete ich auf dem Weg zu Familienbad.
Nach diesmal tatsächlich ca. 1 1/2 Stunden war ich dann am Parkplatz Ostheller und ca. 25 Minuten später dann auch wieder an der Oase. Mir qualmten die Füße und ich war fix und fertig aber glücklich. Bis der Bus kam, hatte ich noch ein wenig Zeit, mich auszuruhen und dann ging es auch schon wieder zurück Richtung Hafen. Pünktlich um 18 Uhr fuhr die letzte Fähre an diesem Tag zurück nach Norddeich.

Kein Vergleich zum Bild der Hinfahrt, oder?


Dort angekommen erwischte ich auch noch den letzten Bus Richtung Norden. Denn auf weitere 5 km laufen war ich nun nicht soooo scharf. Mit einem Sonnenbrand auf der Nase, platten Füßen aber sehr entspannt kam ich um kurz nach 19 Uhr zu hause an.



Es war definitiv die richtige Entscheidung trotz des trüben Tagesbeginn auf die Insel zu fahren. Und irgendwie war der Tag auch viel zu schnell vorbei.


Aber an diesem Wochenende stand ja noch mehr auf dem Plan.
Dazu aber dieser Tage mehr ;)

Jetzt erst einmal: bis bald, ihr Lieben :)